1975 - 2013
Der Grundstein
Als Kind bekam ich zum 4. Geburtstag eine Dampflok mit ein paar Wagen und einem Schienenkreis geschenkt. Ein tolles Spielzeug und in den kommenden Jahren ein schwarzes Loch, das gnadenlos mein Taschengeld einsaugte. Zuerst fuhr die Bahn in der Mietwohnung im Wohnzimmer und servierte bald einmal Tee von der Küche an den Esstisch. Als meine Eltern 1979 ein Einfamilienhaus bauten, bekam die LGB ihren Platz im Dachgeschoss. Während meiner Schulzeit steckte ich jeden Franken in die LGB, kaufte neue Loks und Wagen und baute Berge, Häuschen und Bahnhöfe bis die Anlage 8x3m gross geworden war.
1987 kam ich ins Gymi und hatte keine Zeit mehr zum spielen. Von nun an staubte die LGB-Anlage auf dem Dachboden vor sich hin. 25 Jahre lang. Meine Eltern drängten mich immer wieder, die Bahn endlich wegzuräumen, damit unterm Dach Platz für ein Archiv frei würde. Ende 2012 sollte die Bahn in Kisten verpackt und die Anlage abgerissen werden. Doch vorher wollte ich wissen, ob die alte Elektronik überhaupt noch fuhr. Tatsächlich: Die Bahn lief noch. Und so fassten wir den Entschluss, die Schienen abzubauen, alles nach Zürich zu verfrachten und auf unserer Dachterrasse als Gartenbahn neu zu beleben.
Digitale Wiedergeburt
Die alte Anlage (leider gibt es davon keine Bilder mehr) verfügte über 70m Schienen und gut 200m Kabelsalat, um über ein riesiges Stellpult alle Weichen und Stromkreise bedienen zu können. Ein solches Monstertableau war auf unserer neuen Dachterrasse nicht denkbar. Deshalb wagte ich mich mit tatkräftiger Unterstützung von Beat Nussberger vom A-Z-Modellbahnshop im Frühsommer 2013 an die Digitalisierung heran.
Kein leichtes Unterfangen, wie sich nach erster Europhorie herausstellte. Die Schienen waren schnell verlegt, aber die 30-40 Jahre alten Loks verfügten noch über keine Anschlüsse für Digitaldecoder und mussten teilweise recht umständlich verkabelt werden, bis das erste RhB-Krokodil auf Digitalbetrieb laufen konnte. Die Lieferzeit der Digital-Elektronik war gähnend lang und der erste Decoder verursachte bei einer Entgleisung gleich mal einen Kurzschluss und gab den Geist auf. Der Sommer ging vorüber ohne fahrtüchtige Lok und als die Ersatzteile endlich eingebaut waren, lag bereits der erste Schnee auf der Terrasse.
Auch in den Folgejahren stellte die LGB (bzw. Märklin als neue Besitzerin) meine Geduld arg auf die Probe. Und so dauerte es 3 Jahre bis ich im Sommer 2016 endlich all meine 5 alten Loks digital auf unserer neuen Anlage stehen hatte.
Technische Probleme
Im Innenbetrieb war die Zuverlässigkeit der LGB tadellos. Draussen entgleisten öfters mal Wagen an unebenen Weichen oder weil eine wilde Erdbeerranke ein Trittbrett eingefangen hatte. Die kleinen Arbeiter des Bauzugs hatten jede Menge zu tun, um die Mammutbäume zu bändigen, die im Frühling plötzlich zwischen den Schwellen emporschossen. Als grösstes Problem der Gartenbahn stellte sich jedoch der elektrische Kontakt zwischen Schienen und Loks heraus.
Ausgerechnet im Tunnel, der in der Planung als regengeschützte nächtliche Abstellmöglichkeit für meine Züge gedacht war, blieben immer wieder Loks ohne Strom stehen. Nach zwei Jahren experimentieren, putzen, schleifen und laut fluchen wurde klar, dass Kontaktprobleme viele Gründe haben. Zusammenfassend könnte man erwähnen, dass die Schienenschleiflok Wunder wirkt, verschraubte Schienenverbinder auch einiges bringen und im Russ des Holzkohlegrills vermutlich der Teufel steckt. Das beste Mittel für guten Kontakt scheint aber häufiger Verkehr zu sein und deshalb höre ich jetzt auf zu Tippen und nehme schleunigst wieder Fahrt auf...